De lamentatione Jeremiae Prophetae. Aspekte zur Entwicklung und Verbreitung der Lamentation im 18. Jahrhundert

De lamentatione Jeremiae Prophetae. Aspects of the Development and Spreading of Eighteenth Century Lamentations

  • Die Lamentationen, Vertonungen der Klagelieder des Jeremias aus dem Alten Testament, stehen trotz einer ganzen Reihe von Studien zu Einzelfragen dieser Gattung eher am Rand der musikwissenschaftlichen Wahrnehmung. Eine größere Arbeit zur Geschichte und stilistischen Ausprägungen der Lamentation verfasste Mary Jane Klimisch im Jahr 1971. Diese Arbeit gliedert sich in zwei Teile: im ersten Teil geht es um die geschichtliche Entwicklung der Lamentation; einleitend wird der Bibeltext betrachtet. Das Buch der Klagelieder wurde schon sehr früh - zu Beginn des 4. Jahrhunderts - in den christlichen Schriftenkanon aufgenommen. Ähnliches gilt für die Choralformeln. Die frühesten Lamentationsformeln stammen aus dem 10. Jahrhundert, vorwiegend aus Nordspanien. Darunter sind einige Abwandlungen jüdischer Melodieformeln auszumachen. Somit zählen die Lamentationen zu den frühesten Zeugnissen von Übernahmen jüdischer Traditionen in die christliche Liturgie. Erst auf dem Konzil von Trient (1545-1563) legte die katholische Kirche eine allgemeineDie Lamentationen, Vertonungen der Klagelieder des Jeremias aus dem Alten Testament, stehen trotz einer ganzen Reihe von Studien zu Einzelfragen dieser Gattung eher am Rand der musikwissenschaftlichen Wahrnehmung. Eine größere Arbeit zur Geschichte und stilistischen Ausprägungen der Lamentation verfasste Mary Jane Klimisch im Jahr 1971. Diese Arbeit gliedert sich in zwei Teile: im ersten Teil geht es um die geschichtliche Entwicklung der Lamentation; einleitend wird der Bibeltext betrachtet. Das Buch der Klagelieder wurde schon sehr früh - zu Beginn des 4. Jahrhunderts - in den christlichen Schriftenkanon aufgenommen. Ähnliches gilt für die Choralformeln. Die frühesten Lamentationsformeln stammen aus dem 10. Jahrhundert, vorwiegend aus Nordspanien. Darunter sind einige Abwandlungen jüdischer Melodieformeln auszumachen. Somit zählen die Lamentationen zu den frühesten Zeugnissen von Übernahmen jüdischer Traditionen in die christliche Liturgie. Erst auf dem Konzil von Trient (1545-1563) legte die katholische Kirche eine allgemeine Lamentationsformel und die zu lesenden Verse der Klagelieder verbindlich fest. Erste frei vertonte Lamentationen entstehen um 1430 in Italien. Danach erlebt die Gattung verschiedene Blütephasen: in England zur Tudorzeit, in Oberitalien um 1600, in Frankreich während der Herrschaft Ludwigs XIV. und in Neapel im 18. Jahrhundert. Eine durchgängige Tradition vom 15. bis 20. Jahrhundert erfährt die Lamentation nur in Spanien. Im zweiten Teil der Arbeit wird der ausdruckstarke Kompositionsstil der Lamentationen untersucht. Auch veranlasste der bilderreiche Bibeltext Komponisten immer wieder zu musikalischen Kühnheiten und Extravaganzen. Ein Vergleich von ausgewählten Lamentationen des 18. Jahrhunderts aus Spanien, Italien, Frankreich und Deutschland zeigt, dass alle Lamentationen zwar gemeinsame Stilmittel zur Affektdarstellung aufweisen, ihre Traditionslinien aber getrennt verlaufen. Die Entwicklung der Gattung Lamentation ist stark an die landeseigene Ausformung des Katholizismus und an lokale Traditionen gebunden. Die liturgischen Impulse zu ihrer Verbreitung erhielt die Lamentation aus Spanien, Impulse zur musikalisch-stilistischen Entwicklung aus Italien.zeige mehrzeige weniger
  • Until nowadays settings of the Lamentations of Jeremiah have not been a main subject of musicological research, although there is a number of smaller studies dealing with special aspects of the Lamentations. A more extensive study on this subject has been written in 1971 by Mary Jane Klimisch. The present dissertation is divided into two sections. The first one describes the historical development of the Lamentations. As early as by the beginning of the fourth century the Book of Lamentations was included in the Biblical canon. Something similar can be said about the early choral melodies. The earliest choral melodies of Lamentations date from the tenth century from Northern Spain. Among those Christian Lamentations we can find derivations of older Jewish Lamentation melodies. Therefore, concerning the origin of text and melodies, the Lamentations can be seen as one of the oldest evidences of Jewish tradition adopted by the Christian liturgy. It was not until the Council of Trent (1545-1563) when the Catholic Church chose definitely aUntil nowadays settings of the Lamentations of Jeremiah have not been a main subject of musicological research, although there is a number of smaller studies dealing with special aspects of the Lamentations. A more extensive study on this subject has been written in 1971 by Mary Jane Klimisch. The present dissertation is divided into two sections. The first one describes the historical development of the Lamentations. As early as by the beginning of the fourth century the Book of Lamentations was included in the Biblical canon. Something similar can be said about the early choral melodies. The earliest choral melodies of Lamentations date from the tenth century from Northern Spain. Among those Christian Lamentations we can find derivations of older Jewish Lamentation melodies. Therefore, concerning the origin of text and melodies, the Lamentations can be seen as one of the oldest evidences of Jewish tradition adopted by the Christian liturgy. It was not until the Council of Trent (1545-1563) when the Catholic Church chose definitely a common Lamentation melody and the verses to be read from the Book of Lamentations in the Matins of Mourning Thursday, Good Friday and Holy Saturday. The first polyphonic settings were composed around 1430 in Italy. In the following centuries the Lamentations flourished in England and Northern Italy around 1600, in France in the reign of King Louis XIV and in Naples from about 1700-1800. A continuous tradition of Lamentations exists only in Spain from the fifteenth to the twentieth century. The second part of this work analyses and describes compositional elements of the extremely expressive and sometimes even extravagant style, which characterises the eighteenth century Lamentations. Selected compositions from Spain, Italy, France and Germany are compared with each other. This comparison shows that in all these countries the composers of Lamentations use more or less the same means of style to represent the ’affects of mourning’, while in contradict the historical tradition lines of the Lamentations are not connected with each other. The development of the Lamentations depends mainly on a country’s special form of Catholicism and on musical and liturgical local traditions of cathedrals, monasteries, convents and other institutions. In general it can be said that the varied forms of the Spanish Catholic liturgy was an important stimulus for the spreading of the Lamentations, while the compositional and stylistic stimuli for the musical development of the Lamentations came from Italy.zeige mehrzeige weniger

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Metadaten
Verfasserangaben: Heike Blumenberg
URN:urn:nbn:de:kobv:b170-opus-343
Gutachter*in:Prof. Dr. Susanne Fontaine, Prof. Dr. Dörte Schmidt
Dokumentart:Dissertation
Sprache:Deutsch
Datum der Veröffentlichung (online):09.04.2009
Veröffentlichende Institution:Universität der Künste Berlin
Titel verleihende Institution:Universität der Künste Berlin, Fakultät Musik
Datum der Abschlussprüfung:10.04.2008
Datum der Freischaltung:09.04.2009
Freies Schlagwort / Tag:Deutschland; Frankreich; Italien; Klagelieder Jeremias; Spanien; Stilmittel
Book of Lamentations; France; Germany; Italy; Spain; Style
GND-Schlagwort:Klagelieder Jeremias
Fakultäten und Einrichtungen:Fakultät Musik / Institut für Musikwissenschaft, Musiktheorie, Komposition und Musikübertragung
DDC-Klassifikation:7 Künste und Unterhaltung / 70 Künste / 700 Künste; Bildende und angewandte Kunst
Lizenz (Deutsch):Keine Lizenz – Urheberrechtsschutz
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