BRANDaktuell Jg.2009, Heft 05

Flexibel, dynamisch, qualifiziert und mobil - Frauen auf dem Brandenburger Arbeitsmarkt

  • Liebe Leserinnen und liebe Leser, der Arbeitsmarkt allein zeigt nicht die ganze Wahrheit, wenn die Situation von Frauen im Mittelpunkt steht. Bei diesem Thema muss auch immer die andere Seite der Arbeit gesehen werden: die private Arbeit. Meistens handelt es sich dabei um Arbeit im Haushalt mit den Kindern und bzw. oder um die Sorge um Pflegebedürftige. Die Einbeziehung dieser Arbeit in die Betrachtungen ist entscheidend für die Position von Frauen auf dem Erwerbsarbeitsmarkt, weil der Umfang der privaten Arbeit bei Weitem höher (96 Mrd. Stunden) ist als die der Erwerbsarbeit (56 Mrd. Stunden). Doch die private Arbeit ist weder im Bruttosozialprodukt enthalten, noch wird sie als Qualifizierungsfeld gesehen. Und da private Arbeit noch überwiegend von Frauen erledigt wird, liegt hier auch einer der Schlüssel zur Erklärung der schlechteren Position der Frauen in der Erwerbsarbeit. Die zeigt sich im Einzelnen unter anderem wie folgt: 1. Frauen leisten mehr unbezahlte Arbeit als Männer und arbeiten deswegen auch in der Erwerbsarbeit oftLiebe Leserinnen und liebe Leser, der Arbeitsmarkt allein zeigt nicht die ganze Wahrheit, wenn die Situation von Frauen im Mittelpunkt steht. Bei diesem Thema muss auch immer die andere Seite der Arbeit gesehen werden: die private Arbeit. Meistens handelt es sich dabei um Arbeit im Haushalt mit den Kindern und bzw. oder um die Sorge um Pflegebedürftige. Die Einbeziehung dieser Arbeit in die Betrachtungen ist entscheidend für die Position von Frauen auf dem Erwerbsarbeitsmarkt, weil der Umfang der privaten Arbeit bei Weitem höher (96 Mrd. Stunden) ist als die der Erwerbsarbeit (56 Mrd. Stunden). Doch die private Arbeit ist weder im Bruttosozialprodukt enthalten, noch wird sie als Qualifizierungsfeld gesehen. Und da private Arbeit noch überwiegend von Frauen erledigt wird, liegt hier auch einer der Schlüssel zur Erklärung der schlechteren Position der Frauen in der Erwerbsarbeit. Die zeigt sich im Einzelnen unter anderem wie folgt: 1. Frauen leisten mehr unbezahlte Arbeit als Männer und arbeiten deswegen auch in der Erwerbsarbeit oft kürzer. Verkürzte Erwerbsarbeit bedeutet aber weniger Lohn und damit auch weniger Rente. 2. Alle Arbeiten, die früher privat geleistet wurden und heute als Beruf organisiert sind, sind im Verhältnis zu gleich qualifizierten technischen Berufen weniger gut bezahlt, Beispiele sind: Erziehungsarbeit, Pflegearbeit. 3. Die Abwertung von Hausarbeit als Frauenarbeit entspricht der Schaffung von weiblich besetzten Gehilfinnen und Assistenzberufen, die ebenfalls sehr gering entlohnt sind. Beispiele sind: Arzthelferin, Rechtsanwaltsgehilfin, Sekretärin, Chemisch-technische Assistentin. 4. Der Abwertung der Hausarbeit als Frauenarbeit entspricht auch die Abwertung und Niedrigentlohnung der Arbeit in typischen Frauenbranchen, so in der Textilbranche, der Nahrungsmittelindustrie und im Gaststättengewerbe. Weil dies letztlich auch in der Konsequenz auf die Arbeitsmarktsituation von Männern zurückwirkt, hat das weniger mit individueller Diskriminierung von Frauen zu tun, als vielmehr mit Strukturen in der Arbeitsbewertung, z. B. in Tarifverträgen, in Ausbildungsordnungen, mit Infrastrukturangeboten für Betreuung und Pflege. Deshalb müssen die Zielsetzungen bei der Herstellung der Chancengleichheit der Geschlechter auf dem Arbeitsmarkt wie folgt lauten: Es gibt keine typischen Männerberufe und keine typischen Frauenberufe mehr. Die Fürsorgeorientierung prägt nicht nur das Privatleben oder ist der Familie vorbehalten. Sie muss auch zum Prinzip des Wirtschaftens werden. Produktion und Dienstleistungen sollen der Verbesserung der Lebenssituation aller Menschen dienen. Die gesellschaftliche Abwertung der Arbeit, die typischerweise den Frauen zugeordnet wird, muss aufgehoben werden. Ohne diese Arbeiten gibt es keine bessere Lebensqualität für Männer und Frauen. Es zählt nicht die Differenz zwischen den Geschlechtern, sondern ihre Gemeinsamkeit, und langfristig spielt es gesellschaftlich keine Rolle, ob jemand männlich oder weiblich ist. Eine geschlechtsbezogene Diskriminierung oder Privilegierung darf nicht mehr geduldet werden. An der Ausgewogenheit bei der Besetzung von Leitungspositionen, vor allem die in Politik, Wirtschaft und Verwaltung, muss weiter gearbeitet werden und die Förderung von Frauen in dieser Hinsicht ist nach wie vor zu unterstützen. Alle Strukturen und Mechanismen, die Benachteiligungen über die Geschlechtszugehörigkeit bedingen, müssen aufgespürt und abgeschafft werden. Gender Mainstreaming muss zum üblichen Handeln in allen Bereichen der Gesellschaft und in jedem Lebensalter beider Geschlechter werden. Aber vor allem ist Gender Mainstreaming auf dem Arbeitsmarkt zu implementieren. Vieles bewegt sich bereits auf diesem Weg. Auch in Brandenburg! Von Fortschritten und Beispielen können Sie nachfolgend im ersten Schwerpunktthema in diesem Heft lesen. Dr. Barbara Stiegler, Leiterin des Bereiches Frauen- und Geschlechterforschung Friedrich-Ebert- Stiftung, Bonnzeige mehrzeige weniger

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Metadaten
URN:urn:nbn:de:kobv:186-opus-26772
ISBN:1863-5830
Dokumentart:Fortlaufende Veröffentlichung / Periodika bis 2014
Sprache:Deutsch
Erscheinungsjahr:2009
Urhebende Körperschaft:LASA Brandenburg GmbH
Datum der Freischaltung:24.10.2009
Landkreise / Gemeinden:Potsdam / Potsdam, Stadt
DDC-Klassifikation:3 Sozialwissenschaften / 33 Wirtschaft / 330 Wirtschaft
Kollektionen :Sammlung - Fortlaufende Veröffentlichungen / Weitere periodische Veröffentlichungen (alphabetisch) / BRANDaktuell / 2009