Die Stunde der Verlierer

Hour of the Loser

  • Im Zentrum der Untersuchung steht die Frage nach der politischen Deutungsleistung der Massenmedien. Dies wird am Beispiel von Attributionsprozessen zum Ergebnis der Bundestagswahl 2002 untersucht. Die Zuschreibung von Erfolg und Misserfolg zählt zu den grundlegenden Dimensionen der medialen Politikdarstellung. Diese Qualitäten stellen aber keine Eigenschaften der Ereignisse selbst dar, sondernIm Zentrum der Untersuchung steht die Frage nach der politischen Deutungsleistung der Massenmedien. Dies wird am Beispiel von Attributionsprozessen zum Ergebnis der Bundestagswahl 2002 untersucht. Die Zuschreibung von Erfolg und Misserfolg zählt zu den grundlegenden Dimensionen der medialen Politikdarstellung. Diese Qualitäten stellen aber keine Eigenschaften der Ereignisse selbst dar, sondern sind Zuschreibungen durch Beobachter. In zunehmendem Maße bestimmen Medien die Deutung von Ereignissen. Sie unterbreiten Angebote, um Ursachen zu erklären, Verantwortlichkeiten zu benennen und Lösungen zu identifizieren. Vor diesem Hintergrund gewinnen Attributionen zunehmend an Bedeutung für die Kommunikationswissenschaft. Ausgangspunkt sind die Attributionsheorien von Harold H. Kelley und Bernhard Weiner. Beide Ansätze widmen sich der Zuschreibung von Ursachen in Abhängigkeit von Informationen, die einem Beobachter zur Verfügung stehen und beschreiben Prozesse der sozialen Urteilsbildung. Die Anwendung auf mediale Kommunikation ist bisher eher selten, obwohl die Erklärung von politischen Ereignissen und Prozessen zu den wichtigen Funktionen des Journalismus gehört. Zentral für die Untersuchung ist der Nachweis von Funktionen und Strukturen öffentlicher Attributionen. Damit richtet sich die Untersuchung auf die Erweiterung des Wissens über die Interpretationsleistungen der Medien und deren Vorgehensweise bei der Konstruktion von politischer Realität. Vor diesem Hintergrund werden Attributionsprozesse im Kontext kommunikationswissenschaftlicher Theorien verortet. Die empirische Prüfung erfolgte einerseits über eine Inhaltsanalyse der Fernseh- und Printberichterstattung zum Ergebnis der Bundestagswahl 2002, andererseits erfasst eine Befragung die Ursachenerklärungen durch das Publikum. Es zeigte sich, dass die Misserfolge der Parteien im Zentrum der Berichterstattung stehen. Die Beziehung zu Befunden der Nachrichtenwertforschung ist offenkundig. Allerdings tritt kaum der typische Effekt des self-serving-bias auf, wonach Erfolg internal und Misserfolg external erklärt wird. Das Wahlergebnis aktiviert unabhängig von seiner Valenz bei Politikern und Journalisten in erster Linie internale Ursachenerklärungen. Dieser Effekt wird als internal-bias bezeichnet. Der Seriositätsdruck der Öffentlichkeit zwingt die politischen Akteure dazu, den eigenen Misserfolg auch mit eigenen Fehlern zu erklären. Zusammenhänge zwischen der Mediennutzung und den Attributionen durch das Publikum sind schwach, aber signifikant ausgeprägt. Sie können dennoch kausal als Medienwirkung interpretiert werden. Wesentlich stärker ist die Abhängigkeit der individuellen Attributionen von der eigenen Parteienwahl. Dies kann als Bestätigung des self-serving-bias gelten. Befragte erklären den Wahlerfolg der von ihnen gewählten Partei durch internale Merkmale, während Misserfolg widrigen Umständen zugeschrieben wird. Diese gruppenbezogenen Attributionsmuster des Publikums ermöglichen eine positive Bewertung der den Befragten nahe stehenden Parteien. Die Ergebnisse der Untersuchung machen deutlich, dass die einzelnen Sprechergruppen, Politiker, Journalisten und Wähler aktiv in den Deutungsprozess eingreifen und das Wahlergebnis selbstwertrelevant interpretieren.zeige mehrzeige weniger
  • The focal point of this research is the issue of political analysis by the mass media, whereby the interpretations of the outcome of the German federal election in 2002 are addressed. Attributing success and failure is one of the fundamental dimensions in how the media portrays politics. This is done not by a description of certain events, but is ascribed by observers. More than ever before, theThe focal point of this research is the issue of political analysis by the mass media, whereby the interpretations of the outcome of the German federal election in 2002 are addressed. Attributing success and failure is one of the fundamental dimensions in how the media portrays politics. This is done not by a description of certain events, but is ascribed by observers. More than ever before, the media is defining how events are interpreted. In their zeal to explain the causes of these events, they identify responsible persons and attempt to provide solutions. With this in mind, the theory of attribution is gaining in importance in the field of communications. The basis of this research is founded on the theories of attribution by Kelley and Weiner. Both approaches explore causes which are dependent on observer information, and which describe the processes of public opinion making. The use of these attribution theories in the field of media communications is somewhat rare, even though the interpretation of political events and processes do play a very important role in journalism. Proof of the structures and functions of public attribution is vital. Therefore, the research focuses on the interpretation of the media and their approach in the defining of political reality. In light of this, attribution processes are therefore classified in the context of communications theories. The study was conducted first by analyzing the television and print media coverage of the results of the German federal election in 2002. Secondly, a public survey was conducted to determine society's attitudes towards the election. The results show that the reporting focuses mainly on the failures of the parties, which indicates a news bias. A self-serving bias in its most typical form, however, does not appear, whereby success is explained internally and failure externally. Thus, irrespective of the success or failure attributed by politicians and journalists, the election results are in almost every case blamed on internal causes. This effect is known as internal bias. Societal pressure forces politicians to acknowledge their own errors as the reason for their lack of success. The correlation between media use and public attribution is weak, yet it is significantly distinct. This relationship can be interpreted as a media effect. In fact, the dependency on individual attributions is even stronger in party elections, which can be interpreted as confirmation of the self-serving bias. Respondents attributed the election success of the party they voted for to internal factors, while failure was due to adverse conditions. Thus, these grouporiented attribution models enable a positive evaluation of the parties by those respondents who are in accord with a particular party's views. In sum, the results show clearly that these various groupings actively intervene in the public opinion process and interpret election results within their own context.zeige mehrzeige weniger

Dateien herunterladen

Metadaten exportieren

Weitere Dienste

Suche bei Google Scholar
Metadaten
Verfasserangaben:Falk Tennert
URN:urn:nbn:de:kobv:po75-opus-86
Betreuer:Hans-Jörg Stiehler
Dokumentart:Dissertation
Sprache:Deutsch
Jahr der Fertigstellung:2005
Datum der Veröffentlichung (online):18.05.2006
Veröffentlichende Institution:Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf
Titel verleihende Institution:Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, Fachbereich 1
Datum der Abschlussprüfung:20.01.2006
Datum der Freischaltung:18.05.2006
Institute:Fachbereich 1 / AV-Medienwissenschaft
Verstanden ✔
Diese Webseite verwendet technisch erforderliche Session-Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie diesem zu. Unsere Datenschutzerklärung finden Sie hier.