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Der Zettelkasten der Gesellschaft. Medientheorie als Gesellschaftstheorie: Eine Luhmann-Relektüre

The Card-File System of the Society. Media Theory as a Theory of Society: A Re-Reading of Luhmann

  • Die Dissertation hat die – gegenwärtig noch buchstäblich ›gestückelte‹ – Medientheorie Niklas Luhmanns zum Gegenstand, seine zum Teil ausgesprochen heterogenen und bislang oft untereinander noch ganz unverbundenen Medienbegriffe bzw. medientheoretischen Teilstücke also: den funktionalen Bezug des Medienbegriffs auf die »Unwahrscheinlichkeit von Kommunikation«; die Theorie der »Verbreitungs-« und die der »Erfolgsmedien«; die Medium/Form-Unterscheidung; die Behandlung von Medien als »strukturelle Kopplungen« zwischen dem Gesellschaftssystem und seiner (vor allem menschlichen) Umwelt. Ziel der Arbeit ist es zunächst, eine ganze Reihe bisher ungenutzt gebliebener kultur- und gesellschaftstheoretischer Erklärungspotentiale dieser Medientheorie(n) zu erschließen, also sichtbar und auch nutzbar zu machen. So wird im Laufe der Untersuchung dann aber vor allem deutlich, dass Luhmann mit seinen vielfältigen Anschnitten (seiner ›Verzettelung‹ gewissermaßen) des Medienbegriffs die Grundlagen für ein eigenesDie Dissertation hat die – gegenwärtig noch buchstäblich ›gestückelte‹ – Medientheorie Niklas Luhmanns zum Gegenstand, seine zum Teil ausgesprochen heterogenen und bislang oft untereinander noch ganz unverbundenen Medienbegriffe bzw. medientheoretischen Teilstücke also: den funktionalen Bezug des Medienbegriffs auf die »Unwahrscheinlichkeit von Kommunikation«; die Theorie der »Verbreitungs-« und die der »Erfolgsmedien«; die Medium/Form-Unterscheidung; die Behandlung von Medien als »strukturelle Kopplungen« zwischen dem Gesellschaftssystem und seiner (vor allem menschlichen) Umwelt. Ziel der Arbeit ist es zunächst, eine ganze Reihe bisher ungenutzt gebliebener kultur- und gesellschaftstheoretischer Erklärungspotentiale dieser Medientheorie(n) zu erschließen, also sichtbar und auch nutzbar zu machen. So wird im Laufe der Untersuchung dann aber vor allem deutlich, dass Luhmann mit seinen vielfältigen Anschnitten (seiner ›Verzettelung‹ gewissermaßen) des Medienbegriffs die Grundlagen für ein eigenes gesellschaftstheoretisches Programm gelegt hat: Es zeigt sich, dass sich auf ihrer Grundlage ein eigenständiger Zusammenhang von gesellschaftstheoretischen Problemstellungen und Hypothesen entwickeln lässt. Und dieses Programm erweist sich zudem insoweit auch als ein Gegenprojekt zum bisherigen gesellschaftstheoretischen Programm Luhmanns, als es unter anderem nahe legt, dass die Untersuchung der aktuellen gesellschaftlichen Differenzierungsform (»funktionale Differenzierung«), auf die Luhmann sich noch konzentriert hatte, eine – wenigstens langfristig – gesellschaftstheoretisch weitaus weniger aufschlussreiche Programmatik darstellt, als eine systematisierte Untersuchung medial bedingter evolutionärer Trends im Gesellschaftssystem etwa sie darstellen würde. Um die in den vielfältigen Medientheorien Luhmanns bislang erst in ›verzettelter‹ Form sozusagen vorliegende alternative Theorieprogrammatik allmählich lesbar werden zu lassen, konzentriert sich die Arbeit zunächst darauf, neue Zusammenhänge und noch ungesehene Beziehungen zwischen den genannten Teilstücken von Luhmanns Medientheorie heraus zu arbeiten – in genauen Lektüren aller einschlägigen Texte Luhmanns zu diesen ›Theoriestücken‹ sowie vieler verstreuter Passagen, die sie im Kontext anderer Fragen und ›Theoriestücke‹ behandeln. Um Luhmanns Medientheorie(n) als sein zweites Gesellschaftstheorie-Projekt, eine – zum Teil konkurrierende – Theorie in der Theorie gewissermaßen lesbar machen zu können, bedient die Arbeit sich außerdem eines spezifisch kulturwissenschaftlichen Verfahrens der Text-Lektüre. Ein bestimmter Ausschnitt von Luhmanns Wirken und Werk wird als Schlüssel zum Zusammenhang dieses Alternativprojekts gelesen: Man findet diesen theorieprogrammatischen Zusammenhang, so wird gezeigt, sozusagen vorweg genommen, allegorisch verdichtet und sinnbildlich verkörpert in Luhmanns ›Zettelkasteniana‹ – in seinen legendären Bemerkungen zu seinem Zettelkasten (in zahlreichen Interviews, aber auch in einer eigens diesem Thema gewidmeten Publikation) also sowie vor allem im dort dargelegten Anteil dieses »Universalinstruments« (Luhmann) an der Theorieentwicklung. Wertvoll werden die ›Zettelkasteniana‹, genauer gesagt, vor allem wenn man die darin dargelegten Verhältnisse zwischen Zettelkasten, Theorieentwicklung und dem Theorie-Autor Luhmann als allegorische Veranschaulichung der – in Luhmanns Theorie verhandelten – Verhältnisse zwischen den Medien, dem Gesellschaftssystem und dessen (vor allem menschlicher) Umwelt liest: Nimmt man zur Kenntnis, wie sich demnach sein eigener Anteil und der Anteil seines Zettelkasten an der Theorieentwicklung allmählich verschoben hat (je länger Luhmann mit dem Zettelkasten arbeitete), so werden vor allem alle Theoreme und Formulierungen Luhmanns in noch einmal ganz anderer Weise entzifferbar, die medial bedingte evolutionäre Veränderungen im Verhältnis zwischen Gesellschaftssystem und menschlicher Umwelt behandeln. Im Sinne und im Dienste der Grundhypothese – wonach in Luhmanns Medientheorien die Grundlagen gelegt sind für die Ausarbeitung einer ›anderen‹ Gesellschaftstheorie (einer Gesellschafts- als Medien-, bzw. einer Medien- als Gesellschaftstheorie) – richten sich die Suchbewegungen der Studie aber auch noch in andere Richtungen. Es geht darüber hinaus ganz allgemein darum, Kontingenzen in der Architektur wie in der Formulierung der Theorie auf eine entsprechende alternative Ausarbeitung hin zu befragen. So geht es etwa auch darum, dass Luhmanns Gesellschaftstheorie in ihrer aktuellen Anlage schon überall, in all ihren zentralen Problemstellungen, ganz unmittelbar auf den Medienbegriff als zentrale Antwort verweist. Und nicht zuletzt geht es darum, »Mediengesellschaftswissenschaft« sozusagen als eine mögliche Alternative zur heutigen »Medienkulturwissenschaft« kenntlich zu machen.show moreshow less
  • The dissertation starts by referring to Niklas Luhmann’s descriptions of his work with his card-file system and of the impact the card-file system and this mode of working on theory had on his theory and its further elaboration. It is shown then that these descriptions can at the same time be read and understood as a general allegory of the way media affect the social system of society, its form, its evolution and its relation to the human beings in its environmment in order to then re-read Luhmann's different approaches to media theory in the sense of this allegory as one integral theoretical approach – and as a, so to speak, second theory of society at the same time within Luhmann's theory of society which partly competes and comes into conflict with its currently 'primary form'.

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Metadaten
Author:Carsten Zorn
URN:urn:nbn:de:kobv:521-opus-252
Advisor:Detlef Pollack
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Date of Publication (online):2008/05/29
Publishing Institution:Europa-Universität Viadrina Frankfurt
Granting Institution:Europa-Universität Viadrina Frankfurt, Kulturwissenschaftliche Fakultät
Date of final exam:2003/04/09
Release Date:2008/05/29
Tag:Audiovisuelle Medien; Buchdruck; Computer; Internet; Medium/Form-Unterscheidung
internet; media theory; printing press; sociocultural evolution; systems theory; visual media
GND Keyword:Luhmann; Niklas; Systemtheorie; Medientheorie; Evolutionstheorie; Strukturelle Kopplung; Allegorie
Institutes:Kulturwissenschaftliche Fakultät / Kulturwissenschaftliche Fakultät
Dewey Decimal Classification:0 Informatik, Informationswissenschaft, allgemeine Werke / 00 Informatik, Wissen, Systeme / 000 Informatik, Informationswissenschaft, allgemeine Werke
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